Roland Dirlewanger

Lebenslauf eines langjährig, erfolgreichen Züchters

Foto: R. Hartmann
Foto: R. Hartmann

Wie wird man Geflügelzüchter?

 

Die meisten Züchter sind durch Eltern oder Großeltern die züchten vorbelastet. Bei mir war es nicht der Fall. Zwar hatte meine Großmutter rebhuhnfarbige Italiener auf dem Bauernhof, die aber nur zur Eiergewinnung da waren. Das Farbspiel der Hähne faszinierte mich aber schon als Knabe. Der Gedanke selbst etwas zu halten kam während der Schulzeit. Ein Klassenkamer-ad hatte ein Paar Lachtauben in wildfarbig und weiß. Mit denen er immer wieder Junge nachzog. Als er mir ein Paar abgab fing alles an. 1967 besuchte ich die Ortsschau in Riedlingen und trat sofort in den Verein ein. Im alten Schweinestall, die Landwirtschaft gab es schon lange nicht mehr, machte ich mir eine Box frei für Tiere. Von verschiedenen Vereinsmitgliedern bekam ich Tiere gestiftet. So hielten die ersten 1,3 Antwerpener Bartzwerge in schwarz, zwei Paar Elsterkröpfer schwarz, sowie je ein Tier Persische Roller schwarz, rot und gelb Einzug im neuen zu Hause.

 

Gleich im nächsten Jahr war ich auf der Ortsschau der erfolgreichste Jungzüchter mit drei Ehrenpreisen. Bald war der Platz zu klein und der Schweinestall wurde Stück für Stück in Beschlag genommen. Bei den Tauben war die richtige Rasse auch noch nicht gefunden. Es Bevölkerten im Laufe des Jahres viele Rassen den Stall. Es war alles vertreten: Lachstauben, Danziger Hochflieger, Elsterpurzier, Hessenkröpfer, Luchstauben, Schautauben und noch einige andere Rassen. Bereits Ende 1968 hatte ich mich dann auf zwei Rassen festgelegt. Es waren Wiener Tümmler in blau und hellgestorcht und Stettiner Tümmler in verschiedenen Farbenschlägen.

 

Ein Jahr später kamen dann noch Gumbiner Weißköpfe dazu. Hier war ich auch im SV der Kurzschnäbel Züchter nahm bei den HSS und Sommertagungen teil. Diese drei Rassen habe ich mit großem Erfolg ausgestellt. 1971 wurde zum ersten Mal der Städtekampf der Kurzschnäbel Züchter beschickt. Es wurde jedes Jahr auf der Süddeutschen Junggeflügelschau in Tuttlingen ausgestellt, die ich auch besucht habe. Ein Jahr später 1972 wagte ich mich zum ersten Mal auf die Landesschau nach Stuttgart. Von dort brachte ich blaugesäumte Antwerpener Bartzwerge mit, die mich gegeisterten. Dann kam 1974 die Bundeswehr dazwischen. Da ich niemand hatte, der die Tiere versorgte, musste ich leider, als ich bei den Tauben mit den bekannten Züchtern konkurrieren konnte, alles abgeben. Da ich aber nur 50 km von zuhause bei der Bundeswehr (4 Jahre) war, wurden von der Sommertagung des Kurzen Clubs 1975 gleich wieder 2 Paare Stettiner Tümmler in blau mitgebracht. Auch kamen gleich wieder blaugesäumte Antwerpener dazu. 1975 kam ein ehemaliger Freund von der HSS der Antwerpener nach Hause, ich konnte nicht mit, da ich im Manöver war, er erzählte mir, dass es einen neuen Farbenschlag, den silberwachtelfarbigen gibt, die aber noch viel Arbeit brauchten, bis sie soweit wie die anderen sind.

 

Damals wurde ich gleich hellhörig, da mich so etwas reizte und ich mir bei der Verbesserung züchterisch einen Namen machen könnte. Es wurde dann auch gleich ein Stamm beim Heraus Züchter dem damaligen Vorsitzenden Jürgen Reduth bestellt. Ein Jahr später (1976), er stellte immer bei uns in Riedlingen auf der inzwischen offenen Schau, der eine Sonderschau angeschlossen war, aus. Es kamen die ersten silberwachtelfarbigen nach Riedlingen.

 

Sie bevölkerten bis 2014 ununterbrochen meine Ställe. Nun wurde aus dem Taubenzüchter ein Bartzwerg-Züchter. In diesem Jahr stellte ich auch zum ersten Mal auf der 10. Hauptsonderschau der Antwerpener blaugesäumte mit mäßigem Erfolg aus.

 

Vom damaligen führenden Züchter bekam ich keine Tiere in blau. Von der HSS brachte ich damals porzellanfarbige mit. Auf der 3. Donau-Bussen-Schau in Riedlingen stellte ich 60 Bartzwerge in den Farben blaugesäumt, porzellanfarbig, schwarz und silberwachtelfarbig aus. Dies wurde von Zeit zu Zeit bis zu einer Meldezahl von 90 Tieren gesteigert. Auch die HSS der Antwerpener wurden zum Teil mit über 40 Tieren beschickt. 1979 beschickte ich die erste Großschau, die Nationale in Nürnberg.

 

Im Laufe der Jahre bevölkerten immer wieder andere Farbenschläge die Ställe. Es waren unter anderem rote, gesperberte, isabellporzellanfarbige, blauwachtelfarbige, perlgraue und silberschwarzgesäumte. Bei den silberwachtelfarbigen war ich viele Jahre Einzelkämpfer. Als es noch möglich war, Tiere mit der Bahn zu verschicken, stellte ich in ganz Deutschland aus. Von Köln, Dortmund, Hannover, bis Cloppenburg. Es wurden zum Teil auf der HSS über 30 silberwachtfarbige ausgestellt. Auch wurden immer gute Tiere abgegeben, aber die anderen Züchter hatten kein Durchhaltevermögen. Nun kam meine "Kindheitsrasse" ins Spiel: die rebhuhnfarbigen Italiener. Da ich vom damaligen führenden Züchter Hermann Otten keine Antwort bekommen hatte, erfuhr ich von Zuchtfreund Kriener, dass seine Tante praktisch eine Zweigstelle der Otten Zucht hatte. Er besorgte mir dann einige Tiere.

 

Dann meldete sich doch noch überraschend Zuchtfreund Otten und schickte mir nochmals 2,5. Nun hatte ich aber zur Zucht wirklich genug. Da die Italiener aber zu unserer Donau-Bussen-Schau im Oktober selten fertig waren, wurden sie mit der Zeit durch New Hampshire in goldbraun ersetzt. Aus Platzmangel folgten den Großhühnern, Zwerghühner. 1985 kam die größte Herausforderung. Zuchtfreund Noll, brachte mir Fehlfarben seiner rotgesattelten "rebhuhnfarbige" mit. Durch ein Gespräch wusste er, dass mir diese Farbe gefällt. Damals sagte er mir: "Nimm sie und mach etwas daraus".

 

Gleich am Anfang machte mir der Bundeszuchtausschuss einen Strich durch die Rechnung. Sie wurden nicht als rebhuhnfarbig zugelassen. Ich musste sie als goldhalsig heller züchten. Der weite Weg, 15 Jahre, soll hier nicht mehr beschrieben werden, er ist nach zu lesen im Bartzwergbuch und in der Geflügelzeitung 4/2003.

 

Im Jahr 2000 wurden sie anerkannt und nahmen bis heute einen steilen Weg nach oben. Dann kam 1987 eine noch größere Herausforderung: blaugoldhalsige Antwerpener. In einem älteren Hühnerstall hatte ich verschiedene Ersatztiere untergebracht. Unter anderem waren dort goldhalsige, blaugesäumte und rote. Vermutlich hat mein Sohn damals die Eier dieser Tiere in die Brutmaschine gelegt. Es fiel auf jeden Fall ein Hahn in der Grundfarbe blau mit goldfarbigem Halsbehang und rot im Flügelschild.

 

Dann kam in der Geflügelbörse der Bericht über blaugoldhalsige Bantam, als neuer Farbenschlag. Nun war das Interesse geweckt. Da ich eine Zeit lang goldhalsige und blaugoldhalsige Holländer Zwerghühner hatte.

 

1989 zeigte ich auf der 23. HSS die ersten Tiere 1,1 in blaugoldhalsig.

1994 auf der HSS 3,3.

1995 Nationale Nürnberg 3,3

1998 Nationale Leipzig, dort wurden sie um 3 Jahre zurückgestellt.

 

Da sie jetzt meiner Meinung nach soweit waren, wurden sie 2011 zur Sichtung in Dortmund gezeigt. Der BZA wollte sie in Ulm aber noch einmal sehen. Nun waren sie 2013 im Anerkennungsverfahren und wurden im Dezember in Dortmund als neuer Farbenschlag anerkannt. Auch bei diesem Farbenschlag gibt es schon einige Züchter. Der Weg war lang (26 Jahre) aber meine Ausdauer auch! Auch meine dritte Neuzüchtung orangehalsig, welches ein Zufallsprodukt aus goldhalsig ist, wurde weiter verfolgt.

 

2015 wurden sie zur Sichtung zugelassen und zum ersten Mal auf einer Großschau vorgestellt. Auch diese wollte der BZA 2016 noch einmal sehen. Das war wegen der Seuchenlage leider nicht möglich. Nun hoffe ich, dass auch dieser Farbenschlag bald die Farbpalette der Bartzwerge bereichert, denn alle guten Dinge sind drei!

 

Im Jahr 2014 wurde nach 38 Jahren die Zucht der silberwachtelfarbigen aufgegeben. Es sind nun etliche Züchter bei diesem Farbenschlag dazugekommen.

 

Deshalb begann ich eine neue Herausforderung. Karl Hudler und ich übernahmen eine Zucht der perlgraul-silber-wachtelfarbigen. Von denen es bis dahin keine im SV gab. Da der Heraus Züchter nicht in den SV will.

 

Auch im SV Antwerpener Bartzwerge bin ich sehr aktiv. Waren es am Anfang nur die Ausstellungen, sind es inzwischen aber alle Veranstaltungen des SV und sind sie noch so weit entfernt.

 

In Riedlingen organisierte ich fünf Sommertagungen. Von denen manche unvergessen bleiben werden. Auch der Fan Shop geht auf meine Initiative zurück. 1982 zur Sommertagung in Riedlingen, brachte ich T-Shirts und die ersten Aufkleber auf eigene Kosten an die Mitglieder weiter. Ebenso die erste Bartzwergkrawatte, die noch oft kopiert wurde. Auch im Ortsverein war ich sehr aktiv. Kurz nach der Übernahme zu den Senioren übernahm ich die Jugendgruppe. 13 Jahre lang war ich 1. Vorsitzender und Ausstellungsleiter. In dieser Zeit erlebt der Verein der Geflügel-und Vogelfreunde Riedlingen einen sehr großen Schwung nach oben.

 

Zurzeit züchte ich perlgrau-silber-wachtelfarbige, goldhalsige, blaugoldhalsige und orangenhalsige Bartzwerge. Meine Frau Diana züchtet weiß-schwarz-columbia. Seit 1998 sind wir auch Mitglied im SV Süddeutsche Farbentauben. Hier züchtete ich Süddeutsche Schildtauben in schwarz, blaue Farbenschläge sowie fahle.

 

Meine Frau Süddeutsche Mohrenköpfe in schwarz. Die Taubenzucht mussten wir leider 2014 aufgeben, da ich eine Taubenstauballergie hatte und mit der Lunge Probleme bekam.

 

Ehrennadeln in Silber und Gold wurden mir vom KV, LV, Sonderverein der Antwerpener Bartzwerge, die silberne BDRG-Nadel, sowie die silberne Ehrennadel des SV Süddeutschen Farbentauben verliehen.

 

Roland Dirlewanger (21.07.2017)